1 Jahr studioDIGITAL

Am 15. Januar 2023 wurde das studioDIGITAL eröffnet. Seitdem ist viel passiert. Die neue Werkstatt ist ein fester Bestandteil des studios im Lindenau-Museum geworden und ein Ort, an dem Kunst, Geschichte, Technik und kulturelle Bildung miteinander verschmelzen. Hier können Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene auf interaktive und fesselnde Weise in die Welten der Kunst und der Medien eintauchen. In einer Zeit, in der digitale Technologien unser tägliches Leben durchdringen, versuchen wir eine Verbindung zwischen analoger Kunst und moderner Technik zu schaffen. Dabei dient die Technologie nicht nur als Mittel zur Darstellung von Kunstwerken, sondern als Werkzeug zur kulturellen Bildung.

Bunt, verrückt und manchmal auch laut: Das studioDIGITAL als Ort zum Ausprobieren und Experimentieren

Als Teil der Abteilung studio+Kunstvermittlung ist das studioDIGITAL in alle Kursformate integriert. So können beispielsweise Familien im Rahmen der Offenen Familienwerkstatt unsere studios kennenlernen und ausprobieren. Im studioDIGITAL wurden zum Beispiel Malroboter gebaut, die mit Stiften und Pinseln bestückt, faszinierende Bilder entstehen ließen.

Wer tiefer in die Technik einsteigen möchte, kann sich zu unseren Kursen anmelden. Über mehrere Wochen erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer technische Grundlagen sowie redaktionelle oder künstlerische Fähigkeiten. Sie können aufwändigere Medienproduktionen erarbeiten und sich kreativ ausprobieren. Dabei werden sie von erfahrenen Medienschaffenden unterstützt. Aktuell ist es möglich, einen Podcastkurs und einen Trickfilmkurs zu besuchen. Es wurden auch Schnupperkurse für digitales Zeichnen und Fotografie angeboten. Weitere Kursformate werden folgen. So sollen nach den Winterferien 2024 Kinder und Jugendliche beispielsweise 3D-Druck ausprobieren können.

Wie klingt eigentlich eine Softeismaschine?

Auch in den Ferien gibt es immer wieder spannende Angebote, in denen sich Kinder und Jugendliche ausprobieren können. So wurden bereits erste Podcasts und Hörstücke in unserem Tonstudio produziert. In der Podcastreihe „Von wegen leise“ entstehen immer neue Folgen, Hörstücke und Soundcollagen, die auf dem Soundcloudkanal des Lindenau-Museums zu hören sind.

In einem der ersten Ferienkurse im studioDIGITAL entstand beispielsweise ein lustiges Geräusche-Quiz. Bestückt mit Mikrofon und Tablets ging eine Gruppe von Sieben- bis Neunjährigen der Frage nach: Wie klingt eigentlich der Sommer? Sie sammelten Geräusche, nahmen Texte auf und schnitten diese am Computer zusammen. Dabei waren die Geräusche gar nicht so einfach zu erraten. Denn wenn plötzlich ein lautes Brummen und Dröhnen ertönt, stellt sich die Frage: Was hat das mit dem Sommer zu tun? Ganz einfach: Es war die Softeismaschine einer nahegelegenen Eisdiele.

Lernen durch Selbermachen: Kunstvermittlung durch aktive Medienarbeit

Unsere Angebote stehen immer in Beziehung zu den Kunstsammlungen des Museums. Einzelne Kunstwerke, aber auch Themen von Sonderausstellungen dienen als Inspiration für spannende Projekte. Die Kinder und Jugendlichen setzen sich mit den Geschichten der Sammlungsobjekte, deren Entstehung oder Machart auseinander und setzen dann das Gelernte im eigenen kreativen Schaffen um. So wurden bereits griechische Mythen in Trickfilmen lebendig, Bilder etruskischer Grabhöhlen dienten als Vorlagen für animierte GIFs und im 3D-Drucker entstand Weihnachtsdekoration.

Impression aus dem Sommerferienkurs „Wir bringen 3D Druck ins Spiel“, Foto: Julia Ehrhardt
Wir bringen 3D Druck ins Spiel

Doch nicht nur unsere eigenen Ausstellungsobjekte inspirieren uns bei der Arbeit. Die Ausstellung „Alles in einer Hand – 100 Jahre Spielkartenmuseum“ auf dem Residenzschloss Altenburg diente in den Sommerferien 2023 Kindern und Jugendlichen als Anregung für ein eigenes Spiel. Eine erfahrene Spielpädagogin und ein 3D-Drucktechniker gestalteten mit acht Kindern und Jugendlichen Karten, Spielbretter und Spielfiguren. Mit Tablets, aber zum Teil auch ganz analog mit Papier und Stiften, wurden die Entwürfe gestaltet. Die Spielfiguren wurden mit einem Computerprogramm entworfen und dann im 3D-Drucker gedruckt. Das dabei nicht immer alles auf Anhieb klappt, wurde schnell klar. So brachen die feinen Barthaare einer kleinen Katze immer wieder ab, der Propeller auf der Mütze eines Frosches knickte um und manch eine Figur wollte einfach nicht stehen bleiben. Am Ende waren jedoch alle Figuren gedruckt und drei zauberhafte Spiele fertig zum Ausprobieren. Und die Katze? Die muss nun eben ohne Barthaare über das Spielbrett schleichen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung oder was eine Pilzkuh in einem Film zu suchen hat

Das studioDIGITAL arbeitet wie alle Werkstätten eng mit den anderen Abteilungen des Lindenau-Museums zusammen, besonders intensiv jedoch mit der Digitalisierungsabteilung. Hier werden Gemälde und Grafiken, aber auch dreidimensionale Objekte digitalisiert und online sichtbar gemacht. Diese Digitalisate können mit Tablets und speziellen Apps bemalt werden. So wurden bereits Skulpturen coloriert und neue Kunstwerke kreiert. Dank zweier 3D-Drucker wurden auch erste Skulpturen und antike Vasen mit Filament gedruckt. Eine mehr als 2.000 Jahre alte etruskische Ölflasche in Form eines Hasen kann nun angefasst und ihre Funktionsweise erprobt werden.

Digitales Bemalen von antiken Vasen, Foto: Jens Paul Taubert

Das studioDIGITAL profitiert aber nicht nur von der Digitalisierung von Kunstwerken. Auch die Vielfalt der Werkstätten des studios bietet Potential. Uns ist es dabei wichtig, immer wieder eine Verbindung zwischen der analogen und der digitalen Welt zu schaffen und Werkstätten miteinander zu verbinden. So gestalteten Jugendliche einer Förderschule tolle Figuren aus Holz. Sie sägten, schliffen und bemalten ihre Tiere. Es entstanden, Robben, Hunde und ein Fantasiewesen mit dem lustigen Namen Pilzkuh. An einem zweiten Vormittag ging es ins studioDIGITAL. Hier dachten sich die Jugendlichen Geschichten rund um ihre Tiere aus und setzten diese als Animation um. Ein sprudelnder Vulkan verjagte die Pilzkuh und eine Robbe platzte in eine Strandparty. Es war wunderbar zu sehen, wie diese Jugendlichen aufblühten, wie sie ihre Scheu verloren und wie stolz sie über ihre Ergebnisse waren.

Das studioDIGITAL als außerschulischer Lernort

Neben den Kurs-Angeboten ist das studio im Lindenau-Museum Altenburg seit Jahren fester Anlaufpunkt für Schulen. Schülerinnen und Schüler können so auch ihre Lernreise außerhalb des Schulgebäudes fortsetzen. Bei uns werden Kunst und Geschichte erlebbar gemacht und darüber hinaus Medienkompetenz gefördert. Die Schülerinnen und Schüler gestalten eigene Medienprojekte. Sie lernen, digitale Medien nicht nur zu konsumieren, sondern auch selbst kreativ zu werden. Neben diesen praktischen Kompetenzen werden auch Fähigkeiten zur kritischen Analyse und Interpretation geschult. Die unmittelbare Begegnung mit den Kunstwerken im Museum und die Umsetzung in eigenen Arbeiten ermöglicht ein tieferes Verständnis sowie vor allem eine emotionale Verbindung zu den behandelten Themen. Denn bei uns darf es auch gern mal farbenfroh und verrückt zugehen.

Athena trägt Prada

Ganz kreativ waren zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler einer 5. Klasse. In einem Workshop zur farbigen Antike hatten sie die Möglichkeit, eine der antiken Skulpturen zu bemalen. Dafür wurden Fotos und 3D-Objekte aus der Digitalisierung verwendet. Mit bunten Kleidern und verrückten Frisuren wurden die weißen Gipsabgüsse neu in Szene gesetzt. Auch lustige Flipflops und Handtaschen bekamen die alten Götter angezogen.

Antike Skulpturen bekommen digitale bunte Kleider und verrückte Frisuren, Foto: Nora Frohmann
Wie kommt eigentlich Athena zur Welt?

Unsere Sammlung von Gipsabgüssen mit Skulpturen der Antike bietet immer wieder spannende Ansatzpunkte für die Medienarbeit. Wie Geschichten und Mythen rund um die antiken Götter begeistern können, durften wir mit der 6. Klasse einer Realschule erleben. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich die Figur der Athena genau anschauen, während zeitgleich verschiedene Geschichten vorgestellt wurden. Zu diesem Zeitpunkt des Projektes blickten wir noch in die müden Gesichter von Schülerinnen und Schülern, die wenig Lust hatten, sich mit der Antike zu beschäftigen. Doch schnell war klar, die antiken Mythen sind spannend. Mit einer Axt wurde dem Göttervater Zeus der Kopf gespalten und Athena kam zur Welt. Diese Geschichte wählten die meisten Jugendlichen aus und setzten sie als Trickfilm um. Die Figuren mussten gebastelt und ein Hintergrund gestaltet werden. Doch wie spaltet man einen Kopf? Wie erscheint Athena? Und wie klingt das Ganze? Für all diese Fragen musste eine Lösung gefunden werden. Nach drei Stunden intensiver Arbeit stellten sich die Schülerinnen und Schüler stolz ihre Filme vor. Die ungewöhnliche Geburt der Athena werden sie wohl so schnell nicht vergessen.

Mit Kunstblut und Kamera in den Wald: Das studioDIGITAL ist auch mobil

Nicht nur im Museum und in der Werkstatt lässt sich mit der Technik des studioDIGITAl arbeiten, wir gehen auch hinaus. So konnten acht Jugendliche in den Sommerferien 2023 ein spannendes, gar unheimliches Filmprojekt auf dem Residenzschloss Altenburg erleben. Unter Anleitung des Produzenten des lokalen Fernsehsenders TV Altenburg und des Schauspieldirektors des Theaters Altenburg Gera drehten Kinder und Jugendliche eine Woche lang einen richtigen Gruselfilm, der im studioDIGITAL auch seine Filmpremiere feierte.

Dreharbeiten während der Filmwoche in den Sommerferien 2023, Foto: Julia Ehrhardt

Die vielen Ideen der Kinder wurden in ein spannendes Drehbuch verpackt. Mit Kamera und Tonangel bestückt, ging es in den Schlosspark, um das Geheimnis einer verschollenen Prinzessin zu lösen. An Theaterschminke und Kunstblut wurde dabei nicht gespart. Schließlich müssen böse Geister auch gruselig aussehen. Nach drei Drehtagen im Wald und im Residenzschloss ging es ins studioDIGITAL. Hier haben die Jugendlichen die ersten Grundlagen des Filmschnitts kennengelernt und im Tonstudio durften sie sogar richtig laut schreien. Und das Ende des Films? Es gibt keins! Ein zweiter Teil folgt vielleicht im nächsten Jahr.

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