Altenburger Praxisjahr 2023/34 – Die vier Jahrespraktikantinnen stellen sich vor

Das Altenburger Praxisjahr 2023/24 begann für uns vier Praktikantinnen sehr ereignisreich: Mit der Arbeit in der Villa Neukirchner in Thalheim im Erzgebirge. Wir restaurierten hier zu fünft, unter der Leitung von Dr. Arnulf Dähne, das Wandgemälde in der Kuppel des Gebäudes. Da wir Praktikantinnen in einer Ferienwohnung für die Woche untergebracht waren, lernten wir uns während der Arbeit, aber auch beim gemeinsamen Kochen und bei den Abendgesprächen schnell besser kennen.

In der Villa stiegen wir unter leichtem Schwindel jeden Morgen zusammen auf das Baugerüst, um unsere Arbeit zu beginnen. Wir fingen mit der Freilegung der Malerei an, welche teilweise noch unter Putz verborgen lag, und machten uns mit Skalpellen daran, diesen Putz zu entfernen. Dafür war, wie sich schnell herausstellte, mehr Fingerspitzengefühl gefragt, als man zunächst vermuten würde. Zu viel Druck oder eine stumpfe Klinge konnten zur Beschädigung der Malerei oder aber zum Abbrechen der Klinge führen. Stetig gewannen wir mehr und mehr Vertrauen in uns und ein Gefühl für die Technik. Nachdem die Malerei freigelegt war, mussten die Fehlstellen geschlossen werden. Dafür nutzten wir einen Kreidekitt, welche wir mit Spachteln an die Wand brachten. Überschüssiges nahmen wir nach dem Antrocknen mit einem nassen Schwamm ab, sodass sich die Kittung auf einer Ebene mit der Malschicht befand. Im Anschluss konnten wir mit der Retusche beginnen – und darauf hatten wir alle gespannt gewartet. Ohne viel Übung stellte sich diese Aufgabe als besondere Herausforderung dar. Aber wir tasteten uns langsam an die Farbe heran, machten zwischendurch Versuche an der Wand, und kamen unter der Anleitung von Arnulf Dähne alle zu einem Ergebnis, auf dass wir stolz waren. Nach diesem gemeinsamen Start in das Altenburger Praxisjahr 2023/24 ging es für uns zunächst in unsere jeweiligen Arbeitsstellen: Fritzi Hoy ist bei Arnulf Dähne von pons asini im Einsatz, Rieke Meißner bei Mario Gawlik im Residenzschloss, Saskia Rudolph im Lindenau-Museum bei Natalie Meurisch und Mareike Möller und Alva Kozempel bei Johannes Schaefer von Schaefer Restaurierung. Im Folgenden stellen wir uns und unsere Jahresprojekte kurz vor:

Rieke Meißner, Foto: Lindenau-Museum Altenburg

Ich heiße Rieke Meißner und bin im Residenzschloss Altenburg angestellt. Für das Altenburger Praxisjahr bin ich aus Baden-Württemberg nach Thüringen gezogen. Ich muss sagen, in einem Schloss zu arbeiten ist wirklich etwas Besonderes! Vor allem, weil hier in Ausstattung, Bauwerken usw. die verschiedensten Kunst- und Architekturepochen zusammenkommen. Fragen kann ich jederzeit stellen, wodurch ich ein gutes Bild von den unterschiedlichen Themen bekomme, die wir in der Theorie behandeln. Meine Arbeit spielt sich hauptsächlich in der hauseigenen Restaurierungswerkstatt, unter der Anleitung von Mario Gawlik, ab. Der Schwerpunkt der Stelle im Schloss liegt bei der Holzrestaurierung und -konservierung. Das passt für mich persönlich sehr gut, da ich gerne in diese Richtung studieren und Möbelrestauratorin werden möchte. Dies in einem Umfeld mit historischen Möbeln tun zu können, die ich genauestens unter die Lupe nehmen darf, ist toll. Die Arbeit an hölzernen Wandleisten aus einem prunkvollen Flur des Schlosses nahm bis jetzt die meiste Zeit in Anspruch. Ich lernte anhand dieser Arbeiten zwei verschiedene Vergoldungstechniken kennen, welche in den meisten Kunsthandwerken große Relevanz haben. Ich übernehme auch die Restaurierung einer Tür der Schlosskirche, welche meine Vorgängerin begonnen hat. Hier stehen besonders das Kitten, also das Ausgleichen von Fehlstellen, und die Retusche in den unterschiedlichen Farbtönen des Holzes im Vordergrund. Zurzeit übe ich auch den Umgang mit Holz, indem ich schnitze oder Holzverbindungen baue. Zusätzlich findet die ausführliche Recherche zu meinem Praxisobjekt statt, die ich in meiner Restaurierungsdokumentation zusammenfasse. Es waren bis jetzt schon ereignisreiche vier Monate und die Zeit vergeht wie im Flug. Ich schätze dieses Umfeld wirklich sehr und freue mich auf alles, was ich noch lernen werde! Jetzt stehen aber erstmal die Bewerbungen an den Hochschulen an.

Alva Kozempel, Foto: Lindenau-Museum Altenburg

Mein Name ist Alva Kozempel, ich komme aus der Nähe von Bingen am Rhein und mein Hauptarbeitsplatz ist das Atelier von Johannes Schaefer. Hier arbeite ich momentan an einem Epitaph, welches ich zu Beginn des Praktikums zunächst gefestigt und gereinigt habe. Im Anschluss daran habe ich die Fehlstellen mit Kreidegrund gekittet. Nun bin ich dabei, diese zu vergolden. Die Kenntnisse hierfür haben wir im Vergoldekurs von Mario Gawlik gelernt – das hat mir besonders viel Spaß macht! Im Atelier konnte ich außerdem ein Gemälde reinigen und an diesem auch eine Firnisabnahme durchführen. Allein der Prozess der Reinigung des recht stark verschmutzten Gemäldes war schon eine sehr faszinierende Arbeit. Der Vorher-Nachher-Vergleich hat mich umso mehr gefreut, da die Farben wieder strahlen.

Die Abnahme eines vergilbten Firnisses von einem Gemälde ist meist das, was die meisten Menschen mit Restaurierungsarbeiten verbinden. Und es war auch für mich der Anstoß, beruflich in diese Richtung zu gehen. Da ich mir zu Beginn des Jahres noch nicht sicher war, in welcher Fachrichtung ich mich sehe, hatte ich mir als Praxisobjekt ein Papierobjekt gewünscht. Dieses habe ich in Form von drei Büchern bekommen, die sich in Inhalt und Heftung grundlegend unterscheiden. Es stellt sich heraus, dass ich tatsächlich zur Fachrichtung Buch und Papier tendiere! Im Museum arbeite ich deshalb zurzeit an einer Druckgrafik von Oskar Kokoschka (1886–1980) und mache Übungen zur Rissschließung sowie zum Glätten von Papier. Studieren möchte ich gern in Köln, Stuttgart oder Wien, in den Fachrichtungen Buch, Grafik und Fotografie.

Saskia Rudolph, Foto: Lindenau-Museum Altenburg

Mein Name ist Saskia Rudolph. Die ersten Monate des Praktikums sind nun schon Geschichte. Kaum zu glauben, sehe ich mich doch noch beim Vorstellungsgespräch sitzen. Ich bekam die Stelle im Lindenau-Museum. Dort wurde ich mit dem Museumsbetrieb vertraut gemacht und kam mit der Papier- und der Gemälderestaurierung in Berührung. Mein Praxisobjekt, ein barockes Leinwandgemälde inklusive Rahmen aus dem Residenzschloss Altenburg, konserviere und restauriere ich mit Betreuung von Natalie Meurisch, Restauratorin für Gemälde, Skulptur und moderne Materialien, und Johannes Schaefer, Diplom-Restaurator für Konservierung und Restaurierung polychromer Bildwerke, Bildtafeln und Retabel. Das Gemälde zeigt das Portrait Karl II. Herzog von Mecklenburg-Strelitz (1741–1816). Neben der Arbeit an meinem Praxisobjekt erlebe ich täglich den Museumsbetrieb. Ich konnte schon bei der Hängung der Ausstellung „Kunst von Kühl – Erwerbungen aus einer Dresdner Galerie“ mithelfen, im Depot Gemälde für Transporte vorbereiten, Gipse reinigen, an Teambesprechungen teilnehmen und an einem Schmuckrahmen arbeiten. An diesem führte ich eine Reinigung durch. Gerade bin ich dabei, Fehlstellen mit Kreidegrund zu kitten und diese dann zu schleifen. Nach den vielen Erfahrungen, die ich bis jetzt schon sammeln durfte, bin ich sehr gespannt, was mich noch erwartet. Bewerben möchte ich mich in Dresden für die Fachrichtung Bildwerke und Raumausstattung und in Wien für die Fachklasse Gemälde-Skulptur.

Fritzi Hoy, Foto: Lindenau-Museum Altenburg

Die Eindrücke, die ich – Fritzi Hoy – bereits gewinnen durfte, haben meine Erwartungen an das Praxisjahr in jeder Hinsicht übertroffen. Wir bekommen durch die zahlreichen Stunden in den Ateliers und Werkstätten nicht nur einen Überblick über die verschiedenen Fachrichtungen in der Restaurierungsarbeit, sondern dürfen diese auch praktisch kennenlernen. Es ist spannend zu sehen, wie die einzelnen Disziplinen miteinander im Austausch stehen und sich gegenseitig ergänzen. Mit meinem Praxisobjekt aus dem Depot des Residenzschlosses Altenburg, einem Römhilder Kästchen, kann ich in den Fachbereich Holz, Stein, Papier und Metall eintauchen. Wenn ich nicht an meinem Arbeitsplatz im Torhaus bei Arnulf Dähne bin, durfte ich schon Orte besichtigen, die trotz ihres Zustandes bewundernswert, außergewöhnlich und idyllisch, oft jedenfalls ganz in unserer Nähe sind. Dabei wird jede erdenkliche Kunstepoche in ihrer Einzigartigkeit widergespiegelt. Für welche Fachrichtung ich mich entscheiden werde, steht noch nicht ganz fest, in Dresden werde ich mich aber auf jeden Fall bewerben. Ich bin gespannt auf die weiteren Monate sowie die anstehenden Bewerbungen und Eignungsprüfungen an den Universitäten, die uns Anfang 2024 erwarten.

Wir sind sehr dankbar, dass sich so viele Menschen bereiterklärt haben, ihr Wissen mit uns zu teilen, um uns eine gute Vorbereitung zu ermöglichen! Direkt zu Beginn dieses neuen Jahres werden wir unsere Mappen mit lange erarbeiteten künstlerischen Arbeiten und Praktikumsberichten rausschicken, um dann hoffentlich zu den Prüfungen eingeladen zu werden. Wir sind natürlich alle sehr aufgeregt, freuen uns aber auch sehr auf das, was da noch kommt!

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