Asta Gröting: Wolf and Dog (2021)

Asta Gröting, Videostill aus Wolf and Dog, 2021, Video, 9:58 min © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Courtesy Gallery carlier I gebauer, Berlin/Madrid

Seit einiger Zeit gibt es wieder Wölfe im Altenburger Land. Fotografien und Berichte bezeugen die Rückkehr des Canis lupus aus der Familie der Hunde (Canidae). Nicht alle sehen das mit Begeisterung, denn von alters her ist der Wolf gefürchtet. In Märchen und Fabeln aus aller Welt steht er für das Böse und Bedrohliche, für Verschlagenheit und Habgier. Bauern fürchteten mit jeder Sichtung eines Wolfes um ihre Nutz- und Haustiere. Diese einseitig negative Sicht führte dazu, dass die Tiere in ihren Verbreitungsgebieten über Jahrhunderte erbarmungslos gejagt wurden und daher in einigen Regionen selten geworden oder sogar ausgestorben sind. In den letzten Jahrzehnten ist das Verständnis für den Wolf gewachsen, gerade in naturfernen Stadträumen erfährt er gar eine Romantisierung. Tatsächlich haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Wölfe eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen und gegenüber Menschen normalerweise scheu und vorsichtig sind. Es handelt sich um eine hochsoziale und intelligente Tierart, deren Verhalten auf intensiver Kommunikation basiert. Der Schutz und das Verständnis für diese Art sind entscheidend, um die ökologische Vielfalt aufrechtzuerhalten und so zum Gleichgewicht in unserem Ökosystem beizutragen.

Die Künstlerin Asta Gröting widmete sich in ihrer filmischen Arbeit „Wolf and Dog“ aus dem Jahr 2021 der genauen Beobachtung von Wolf und Hund und setzt sich darüber hinaus mit ihrer Herkunft und Kommunikation untereinander sowie ihrem Wesen auseinander. In einer der Schlüsselarbeiten ihres Werkes aus dem Jahr 2021 hielt Gröting die Begegnung zwischen den artverwandten Tieren mit einer Hochgeschwindigkeitskamera fest. Neben eindrucksvollen Nahaufnahmen und intensiven Blicken untereinander sieht man eine hochaufgeladene Spannung. Wie werden sich die beiden wohl im nächsten Moment zueinander verhalten? Während der Wolf ein wildes Tier ist, erscheint uns der Hund – durch den Menschen domestiziert – rangniedriger. Überraschend ist die Reaktion des vermeintlich stärkeren Tieres, als eine menschliche Hand in das Geschehen eingreift.

Mit der genauen Beobachtung durch die Kamera eröffnet Asta Gröting sensible Denkräume über das Wesen der Tiere und was sich dahinter verbirgt. Dabei richtet sie mit Videofilmen und Skulpturen ihre Betrachtung inhaltlich und technisch, vor allem aber mikroskopisch genau auf Beziehungen. Gröting stellt in ihren Skulpturen und Videos Zusammenhänge zwischen Lebewesen und auf sie Einfluss nehmende Faktoren dar. Zudem entsteht die Frage, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen, ob wir uns als Teil der Natur begreifen und bereit sind, anderen Arten ihren Raum für Entfaltung zurückzugeben. Dass der Wolf in den deutschen Wäldern wieder heimisch wird, sehen nicht alle wohlwollend. In der Kunst jedoch zeichnet sich ein neues Bild des Tieres, das lange als Symbol für individuelle Freiheit und Einzelgängertum, aber auch für Hinterlist und Grausamkeit stand. Mit Werken wie „Wolf and Dog“ von Asta Gröting erfährt das Tier eine neue Beachtung und wird befreit von einem Ruf, der durch Fabeln und Märchen entstanden ist und seinem wahren Wesen nicht gerecht wird.

Asta Gröting, Videostill aus Wolf and Dog, 2021, Video, 9:58 min © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Courtesy Gallery carlier I gebauer, Berlin/Madrid

Die Ausstellung „Asta Gröting. Das Wesen von x – Gerhard Altenbourg-Preis 2023" zeigt Videoarbeiten der Künstlerin, in denen sie sich vor allem mit der Beziehung zwischen Menschen und Tieren sowie der Ergründung ihrer Wesen auseinandersetzt. Zu sehen ist die Sonderschau im Prinzenpalais des Residenzschlosses vom 20. August bis 31. Oktober 2023, Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen, 12–18 Uhr, 4/3 EUR (ermäßigt).

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