Studiokurse nahmen Abschied vom Lindenau-Museum
Für die Dritte Altenburger Kindermuseumsnacht am 6. März war längst alles vorbereitet. Auch die lichte Ausstellungshalle, die sonst für Wechselausstellungen genutzt wurde, war mit weißen Pappen zum Bemalen ausgestattet worden. Dann wurde das mit Spannung erwartete Ereignis im wegen der Sanierungsvorbereitungen längst geschlossenen Museum wegen der Corona-Krise abgesagt. Zu dieser Zeit konnte das Studio Bildende Kunst noch arbeiten und so war es möglich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Malerei- und Grafikkurse sowie der Buchwerkstatt und ihren Dozenten Markus Bläser, Kerstin Hoppe und Ulrike Weißgerber, den leergeräumten und für eine große Malaktion vorbereiteten Raum für ihre Kursnachmittage zu nutzen. Mit dabei waren auch weitere Dozenten der Kunstschule.
So wie die begeisterte Karina äußerten sich auch andere Kursteilnehmer: „Das letzte Zusammenkommen im Lindenau-Museum war eine wirklich tolle Idee, um sich einerseits vom Museum zu verabschieden und andererseits noch einmal richtig künstlerisch auszuleben ... Es gab viele tolle Arbeiten, an denen man sich beteiligen konnte, alle haben sich gut verstanden. Die Arbeit an den großen Pappen an der Wand war mal wirklich was Neues. Es war ein würdiger Abschied vom Lindenau-Museum.“
Ohne die Exponate, also Gemälde und Skulpturen, aber auch ohne die bordeauxroten Besucherbänke, trat die Architektur des Museumsgebäudes viel stärker in den Vordergrund und ermöglichte ein ganz neues Museumserlebnis. Kursteilnehmerin Selma: „Das Museum war ganz leer, daran mussten wir uns zunächst einmal gewöhnen. Aber es war natürlich super, so viel Platz zu haben.“ Platz für ganz verschiedene Angebote, die zur Wahl standen. Man konnte etwa eine Wand mit verschiedenen Ornamenten gestalten, die fortlaufend einen Fries ergeben oder als Einzelteile sich doch zu einem Ganzen aus vielen gleichgroßen Quadraten fügten. „Mosaikteilchen“ nannte Annika sie. Wie schaffe ich es, ein Ornament zu entwerfen? Was macht eine Wiederholung aus? Wie wirkt es gespiegelt? – Zu diesen und ähnlichen Überlegungen regte Dozentin Julia Penndorf an.
In den Gruppen um Kerstin Hoppe und Ulrike Weißgerber ging es beim Zeichnen von Schattenfiguren um das Fabulieren, das Verfremden, den Spaß am Spiel mit der Linie – als Kontur oder grafisches Stilmittel. Was mit zaghaftem Herantasten begann, entwickelte sich nach und nach zu ganz eigenen Kunstwerken. Dazu äußerte sich Selma: „Dabei sind aber auch Sachen entstanden, die wir gar nicht geplant hatten. Das war lustig.“
Angeregt von den großen Gipsabgüssen der antiken Plastiken schufen an einer anderen Wand Jugendliche mit Markus Bläser großformatige Arbeiten zum Odysseus-Mythos. Für diese Kursteilnehmer war „die geballte göttliche Schönheit des Olymp besonders attraktiv“. Jeder griff sich eine andere Gottheit heraus und gestaltete sie auf seine Weise. Aus dem kleinen Format „mit all seinen körperlichen Beschränkungen auszubrechen und über das große Format zu einem Zeichnen mit dem kompletten Körper zu kommen“, war dabei eine wichtige Aufgabe.
Eine zeichnerische Collage regten Therese Heller und Tilman Kuhrt an: Mit Hilfe eines Beamers wurden Bilder einiger berühmter Werke aus der Sammlung des Lindenau-Museums projiziert, linear gezeichnet und farbig gefasst – und so in Erinnerung gerufen.
Alles in allem war es eine überaus gelungene Aktion. Kursteilnehmer und Dozenten freuen sich schon sehr darauf, ihre Arbeit am Interim-Standort des Studios in der „Kunstgasse 1“ fortsetzen zu können.
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