Frühe italienische Malerei

Luca Signorelli, Geißelung Christi, um 1507 (Detail)

Die Sammlung früher italienischer Tafelmalerei im Lindenau-Museum ist weltberühmt. Sie gehört zu den ursprünglichen, von Bernhard August von Lindenau angelegten Sammlungen des Museums und ist eines der ersten Zeugnisse für das im 19. Jahrhundert in Deutschland mit der Romantik aufkommende Interesse an der "vorraffaelischen Malerei", der Kunst der Vor- und Frührenaissance. Mit 180 Tafeln des 13. bis 16. Jahrhunderts ist sie heute eine der größten und schönsten europäischen Sammlungen außerhalb Italiens.

Charakteristisch für die frühe italienische Kunst ist eine Herauslösung der Sphäre des Irdischen und Weltlichen aus dem ganzheitlichen religiösen Weltbild der byzantinischen Malerei, eine Neuentdeckung irdischer Schönheit, in der sich die Säkularisierungs- und Emanzipationsbewegungen der Hochrenaissance vorbereiten. Die Altenburger Sammlung ist in der Tradition Lindenaus nach Schulen geordnet. Zur Schule von Siena, die sich mit dem subtilen spirituellen Glanz ihrer Bilder noch eng an die byzantinische Malerei, die "maniera greca", anlehnte, gehören Tafeln aus dem Umkreis von Guido da Siena und Werke von Pietro Lorenzetti, Lippo Memmi, Giovanni di Paolo und Sano di Pietro.

 

Die Schule von Florenz, die sich schon ganz der rationalen Intellektualität der Neuzeit mit ihrem Sinn für das Konstruktive zuneigte, ist unter anderem mit Tafeln von Bernardo Daddi, Lorenzo Monaco, Masaccio, Filippo Lippi, Fra Angelico und mit dem wohl berühmtesten Altenburger Gemälde, dem Bildnis einer vornehmen Frau als Heilige (Catarina Sforza) von Sandro Botticelli vertreten. Eine dritte Gruppe bilden die Werke umbrischer und oberitalienischer Maler, unter ihnen Künstler wie Luca Signorelli, Pietro Perugino, Marco Zoppo und Giovanni Santi, der Vater Raffaels, die, abseits der urbanen toskanischen Kunstzentren, die neuen Tendenzen der Frührenaissance in anderen, regionalen Prägungen aufnahmen.

Die Altenburger Sammlung früher italienischer Malerei wurde 1961 von Robert Oertel in einem umfassenden, noch heute beispielhaften Katalog beschrieben. Seitdem hat die weitere kunsthistorische und gemäldetechnische Erforschung der Sammlung zu einer Reihe von neuen Erkenntnissen geführt, die seit Ende der neunziger Jahre von einer internationalen Forschergruppe in einem neuen Bestandskatalog publiziert werden. Die Bände I und II zur florentinischen und zur sienesischen Malerei liegen bereits vor.

 

Online-Sammlung "Frühe italienische Malerei"

65 Vier Heilige; Kreuzigung Christi; Verkündigung an Maria

Jacopo di Cione (tätig 1355/60–1396/1400)
Um 1360
(zwei Flügel eines Triptychons)
40 x 11,1 cm
Tempera auf Pappelholz
Inv. Nr. 65

66 Heilige Katharina von Alexandrien

Andrea di Bartolo (nachweisbar 1389–1428)
Um 1390–1400
59,5 x 21 cm
Tempera auf Pappelholz
Inv. Nr. 66

67 Thronende Madonna mit Kind, Engeln und Heiligen

Mariotto di Nardo (erwähnt 1388–1424)
Um 1380–1385
77,5 x 51,5 cm
Tempera und Gold auf Tannenholz
Inv. Nr. 67

68 Thronende Madonna mit Engeln und Heiligen

Niccolò di Pietro Gerini (tätig 1368–1414/16), Werkstatt
Um 1390–1395
Tempera auf Pappelholz
Inv. Nr. 68

69 Thronende Madonna mit Kind, Engeln und Heiligen.

Maestro del 1416 (Bartolomeo di Pietro di Niccolò di Martino?, erwähnt 1412–1427)
Um 1400–1405
94,5 x 58 cm
Tempera und Gold auf Pappelholz
Inv. Nr. 69

70 Heimkehr Mariens aus dem Tempel

Sano di Pietro (1405–1481)
Um 1448–1452
31,9 x 47,5 cm
Tempera und Gold auf Pappelholz
Inv. Nr. 70

71 Himmelfahrt Mariens

Sano di Pietro (1405–1481)
Um 1448–1452
31,5 x 47,2 cm
Tempera und Gold auf Pappelholz
Inv. Nr. 71

72 Madonna mit Kind, verehrt von Engeln und Heiligen

Sano di Pietro (1405–1481)
Um 1450–1455
60,3 x 43 cm
Tempera und Gold auf Pappelholz
Inv. Nr. 72

73 Madonna mit Kind, von Engeln, dem heiligen Hieronymus und dem heiligen Bernhardin von Siena verehrt

Sano di Pietro (1405–1481)
Um 1460–1470
65,5 x 50,8 cm
Tempera auf Fichtenholz
Inv. Nr. 73