Der Tempel Diana zu Ephesus, Kupferstich von Johann Bernhard Fischer von Erlach, um 1700

Das Hauptwerk von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) erschien erstmals 1721 in Wien. Der aus Graz stammende Architekt begründete mit seinen Bauten in Wien und Salzburg die führende Stellung des deutschen Spätbarocks in Europa. Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählt die Bibliothek der Wiener Hofburg. Der Architekturtheoretiker Fischer von Erlach war mindestens genauso bedeutend wie der Architekt.

Mit dem 1721 veröffentlichten Stichwerk "Entwurff einer Historischen Architectur" führte er die Tradition der klassischen Architekturtraktate fort. Zugleich entwarf er aber seine Vision einer Weltarchitektur, die in den eigenen Werken gipfelte. Seine eigenen Bauten stellte er nicht nur gleichberechtigt neben die berühmten Werke der Antike, er sah in ihnen auch die Summe aller bisherigen Baukunst. In den ersten drei Teilen werden historische und legendäre Bauwerke und Städte gezeigt bzw. rekonstruiert, darunter die Sieben Weltwunder. Im wichtigsten vierten Teil sind die eigenen Bauten Fischer von Erlachs dargestellt, z. B. Schönbrunn und die Paläste des Prinzen Eugen in Wien.

Hier abgebildet ist der Artemistempel (Tempel der Diana) in Ephesos. Er gehörte zu den Weltwundern der Antike. Es gab einen älteren Tempel, der 356 v. Chr. niederbrannte und dessen Ausmaße wohl 60 x 103 m betrugen. Um einen Hof mit überdachter Vorhalle und einem rückwärtigen Raum reihten sich zwei Reihen gewaltiger, fast 19 m hoher Säulen (106 Stück). Im Verständnis der griechisch-römischen Antike war es das prachtvollste Gebäude, welches Menschenhand jemals schuf.

Der Tempel Diana zu Ephesus
Kupferstich von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723)
Tafel VII aus: Entwurff Einer Historischen Architectur, In Abbildung unterschiedener berühmten Gebäude, des Alterthums, und fremder Völcker, Umb aus den Geschieht-büchern. Gedächtnüßmüntzen. Ruinen. und eingeholten wahrhafften Abrißen. vor Augen zu stellen. […] Alles mit großer Mühe gezeichnet. und auf eigene Unkosten herausgegeben, von Ser: KaiserI: Maj: Ober-Bau Inspectorn. Johann Bernhard Fischers, von Erlachen. Auch kurtzen Teutschen und Frantzösischen Beschreibungen. Leipzig 1725
Sign. 1 C 32