Das Museumsgebäude
Das Gebäude des Lindenau-Museums steht in der architektonischen Tradition der Gemäldegalerie als einer besonderen Gattung des Museumsbaus im 19. Jahrhundert. Ihren Prototyp hatte Leo von Klenze mit der Alten Pinakothek in München geschaffen. Charakteristisch für diesen "Museumsbaustil" ist die Rezeption des Palastbaus der italienischen Hochrenaissance im Sinne eines kunstgeschichtlichen Ideals, das sich in einer neuen, ebenso repräsentativen wie zweckmäßigen Museumsarchitekur ausdrücken sollte. Das unmittelbare Vorbild für das Lindenau-Museum war die nach Plänen von Gottfried Semper erbaute Dresdner Gemäldegalerie. Semper hatte von der Alten Pinakothek die architektonische Grundkonzeption übernommen, gab ihr jedoch durch eine zentrale achteckige Rotunde eine entschiedenere innere Symmetrie. Der Altenburger Oberbauinspektor und Semper-Schüler Julius Robert Enger bezog sich mit dem Neubau des Lindenau-Museum deutlich auf das Dresdner Vorbild seines Lehrers. Enger gelang ein Museumsgebäude, das in materieller wie baukünstlerischer Hinsicht wesentlich vereinfacht ist und dennoch durch seine palastartige Gesamtwirkung und seine kompositorische Ausgewogenheit beeindruckt.
Der Vorgängerbau
1845 bis 1846 hatte Bernhard August von Lindenau auf seinem eigenen Grundstück, dem Pohlhof in Altenburg, auf eigene Kosten ein Gebäude zur Unterbringung seiner Kunstsammlungen errichten lassen. Mit dem Entwurf hatte er den Leipziger Universitätsbaumeister und Stadtbaudirektor Albert Geutebrück beauftragt, einen der bedeutendsten mitteldeutschen Architekten jener Zeit. Das „neue Mittelgebäude des Pohlhofs“ war bei aller Einfachheit der Bauformen ein durchaus nobles Zeugnis palladinisch-klassizistischer Baugesinnung, das sich nachdrücklich vom spätgotischen Hauptbau des Pohlhofs abhob.
1848 wurde das Haus eröffnet; 1851 war bereits der Anbau von zwei Seitenflügeln nötig. Lindenau hatte das Museum auf dem Pohlhof von vornherein nur als Interimslösung für die Unterbringung seiner auf Wachstum angelegten Sammlungen angesehen. Schon 1846 hatte er mit dem Herzog über einen großzügigeren Museumsneubau am Fuße des Schlossbergs verhandelt. Durch Lindenaus Testament gingen die Kunstsammlungen 1854 in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Altenburg über. Mit der Annahme des Erbes verpflichtete sich das Herzogtum zugleich zur Errichtung eines neuen, größeren Museumsgebäudes.
Das Gebäude von Julius Robert Enger
1865/66 legte Julius Robert Enger einen ersten Entwurf für den Altenburger Museumsneubau vor. Nach längeren Auseinandersetzungen um den Standort kam man letztlich auf Lindenaus Vorschlag zurück, den Neubau an der Nordgrenze des Schlossparks zu errichten. 1873 war die Planung abgeschlossen. Im April 1874 begannen die Bauarbeiten, und bereits im Oktober 1875 war das Gebäude bezugsfertig. Von April bis Mai 1876 erfolgte der Umzug der Sammlungen. Am 11. Juli 1876 wurde das neue Haus als Herzogliches Landesmuseum eröffnet.
Das Lindenau-Museum erfuhr im Laufe seiner Geschichte eine Reihe von Veränderungen und Umbauten. Der augenfälligste Eingriff in die ursprüngliche Architektur der Außenansicht war die Anlage einer 1910 erbauten neobarocken Freitreppe mit Betonbalustraden. Da das Museum in sehr kurzer Zeit und mit billigen Materialen errichtet worden war, fielen immer wieder Baureparaturen an. Seit 1945, vor allem aber im Zusammenhang mit der umfassenden Sanierung des Hauses in den neunziger Jahren, waren alle anstehenden Baumaßnahmen auf die Wiederherstellung eines annähernd orginalen Zustands gerichtet. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist die Rückgewinnung der ursprünglichen Raumfassung in der Sammlung früher italienischer Tafelmalerei. Von gleicher Bedeutung war die sinnvolle Kombination von historischer Architektur und neuen Nutzungen. Obwohl neben der technischen Modernisierung die Neupräsentation der historischen Sammlungen, die moderne Gestaltung des Kassenraumes, die Einrichtung eines kleinen Museumscafés in der Gipsabguss-Sammlung und zuletzt die Sanierung der Außenanlagen dazu beigetragen haben, die historische Architekturidee in ein lebendiges Verhältnis zu heutigen Ansprüchen zu setzen, konnten bisher nicht alle Voraussetzungen für ein modernes Museum verwirklicht werden: Barrierefreiheit, infrastrukturelle Verbesserungen für Besucher und Mitarbeiter und die Lösung von Energieproblemen.