2006

IM KABINETT: "Aber die Blume der Romantik". Gerhard Altenbourg: Die frühen Lithographien (1948 bis 1952)

Am 22. November dieses Jahres wäre Gerhard Altenbourg 80 Jahre alt geworden. Dies nimmt das Lindenau-Museum Altenburg zum Anlass, im Kabinett die frühen Lithographien des Künstlers aus den Jahren 1949 bis 1952 zum ersten Mal nahezu vollständig öffentlich zu präsentieren. Der eigene Bestand von 41 Blättern wird ergänzt durch Leihgaben aus dem Nachlass Gerhard Altenbourgs sowie aus dem Kupferstich-Kabinett Dresden und dem Angermuseum Erfurt. Anhand von Probe- und Zustandsdrucken kann der Werkprozess der Bildfindung eindrücklich nachvollzogen werden.
Diese frühen schwarz-weißen Lithographien dürfen bei strengem Verzicht auf die Farbe als ein exemplarisches Zeugnis der versuchten Bewältigung innerer und äußerer existentieller Anfechtungen verstanden werden. Das Mittel der Distanz wurde dabei für Gerhard Altenbourg zu einem Prinzip für die Kunstausübung und Lebensform. Eine inhaltliche Vertiefung und Ergänzung erfährt die Sonderausstellung durch die Präsentation von sieben Zeichnungen und Aquarellen der Jahre 1948 bis 1958 aus dem eigenen Bestand sowie weiteren ausgewählten Beispielen der Dokumentation. In den Aquarellen kann der frühe Einsatz der Farbe im Gegensatz zu den Lithographien studiert werden.

Zu Gast im Lindenau-Museum Altenburg und zum ersten Mal in Deutschland: Paris, 158 Boulevard Haussmann. 50 italienische Meisterwerke aus dem Musée Jacquemart-André

Aus Anlass des Deutsch-Französischen Jahres 2006 in Thüringen begrüßen wir im Lindenau-Museum Altenburg ein ungewöhnliches Pariser Museum, dass sich mit fünfzig Meisterwerken aus seiner Sammlung zum ersten Mal in Deutschland präsentiert. Das Musée Jacquemart-André ist eine Rarität unter den im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründeten Museen. Dieses heute noch erhalten gebliebene Gesamtkunstwerk existiert dank einer Verfügung des Sammlerpaares Nélie Jacquemart und Edouard André. Danach sollte die Anordnung der reichen und vielfältigen Sammlungen sowie die Einrichtung des prächtigen Stadtpalastes am Pariser Boulevard Haussmann 158 unangetastet bleiben.
27 italienische Gemälde des 14. bis 16. Jahrhunderts - darunter Alesso Baldovinetti, Sandro Botticelli, Andrea Mantegna, Carlo Crivelli, Neri di Bicci und Andrea Verrochio, 12 Skulpturen – darunter Donatello und Desiderio da Settignano, sowie Zeugnisse des Kunsthandwerks aus diesem höchst interessanten Museum werden in Altenburg zu sehen sein. 2008 wird sich das Lindenau-Museum im Musée Jacquemart-André vorstellen können, mit einer vergleichbaren Auswahl an Kunstwerken sowie einer Darstellung der Geschichte des Museums – denn hier begegnen sich, zeitverschoben um fünfzig Jahre, zwei Sammlermuseen, die geprägt sind von den künstlerischen, politischen und wirtschaftlichen Eigenarten ihrer Epoche.

Nike, Moses und die heilige Katharina. Das Spalatin-Gymnasium im Lindenau-Museum

Ein glücklicher Zufall, eine engagierte Kunstpädagogin und nahezu alle Mitarbeiter des Lindenau-Museums und des Studios Bildende Kunst haben dazu beigetragen, dass seit 2004 im Lindenau-Museum viele bislang ungenutzte Ideen zum Thema Schule im Museum verwirklicht werden können. In dieser Ausstellung stellen wir theoretische und praktische Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken vor, die in enger Zusammenarbeit zwischen dem Lindenau-Museum und dem Christlichen Spalatin-Gymnasium durchgeführt werden. Jeweils ein Schulhalbjahr lang verlegen die Schüler der 6. Klasse ihren Kunstunterricht in das Lindenau-Museum, studieren dessen Sammlungen und üben sich in verschiedenen künstlerischen Techniken.
"Der Jugend zur Belehrung, Dem Alter zur Erholung." So warb bereits 1848 der Museumsgründer Bernhard von Lindenau für seine aufklärerischen Intentionen, den kostbaren Schatz des Museums für die kulturelle Bildung junger Menschen einzusetzen.

Irgendwo. Fotografien von Michael Schmidt

Michael Schmidt war Polizist, bevor er sich im Alter von zwanzig Jahren der Fotografie zuwandte. Auf diesem Gebiet ist er Autodidakt. Er arbeitet bevorzugt in Serien und Buchprojekten und konsequent in Schwarzweiß. Michael Schmidt gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der modernen sozialdokumentarischen Fotografie in Deutschland. Seine sachlich-nüchternen Darstellungen und seine eigenwillige Sichtweise zielen nicht nur auf Gegenstände im weiteren Sinn wie Häuser, Stadtensembles und Landschaften, sondern gleichermaßen auf die Menschen, die in seinen Bildern erscheinen. Sein neuestes Projekt "Irgendwo" zeigt deutlich die Motivkreise: Im Stil der Architekturfotografie werden "Nicht-Orte" oder "Zwischenflächen" minutiös in Schwarz-Weiß abgebildet, die überall in Deutschland oder anderswo fotografiert sein könnten, und auch den Porträts scheint jeder Bezug zu einem realen Ort zu fehlen. Während sechzehn Reisen mit dem Wohnwagen ist dieses Projekt entstanden und wird an insgesamt fünf Ausstellungsorten Deutschlands präsentiert.
Das Gesamtprojekt "Irgendwo" wird ermöglicht durch den Sparkassenkulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

IM KABINETT: Typografie: Walter Schiller, Altenburg. Buch und Kunst

1985, anlässlich der vom Lindenau-Museum ausgerichteten Ausstellung zum 65. Geburtstag des in Altenburg lebenden Typografen, schrieb Lothar Lang: "Walter Schillers Werk ... wird von der Freude am Experiment geradezu geprägt. Der Buchgestalter beherrscht und verwirklicht eine außerordentliche Fülle von typografischen Ausdrucksmöglichkeiten. Er gestaltet Bücher nicht aus einem unerschütterlichen ‚typografischen Bewußtsein‘, sondern läßt sich vom jeweiligen Stoff inspirieren und findet so immer wieder zu neuen gestalterischen Lösungen."
Damals erschien auch ein Katalog mit einem von Eckhard Hollmann erarbeiteten kommentierenden Werkverzeichnis der vielhundert Bücher, Plakate, Poster, typographischen Blätter, Kalenderblätter und Akzidenzen verschiedenster Art.
Die Kabinett-Ausstellung konzentriert sich auf Plakate, Poster sowie von Künstlern illustrierte Bücher, einbezogen werden Zeichnungen und Druckgraphiken, die im Kontext der Bücher entstanden sind. Im April soll das bis an die Gegenwart herangeführte Werkverzeichnis vorliegen. 

Marwan: Khaddousch oder das unbekannte Frühwerk. Aquarelle und Zeichnungen 1962–1971

"Marwan ist als Fremder aus dem fernen Syrien mit dem Traum nach Europa gereist, in Paris zum Maler zu werden ... 1957 kam er über München in das noch immer kriegszerstörte Berlin. Und hier hat er ... ‚sein künstlerisches Damaskus gefunden’ (Eberhard Roters 1967). Marwan gehört seither bruchlos zur Berliner Szene. Hier studierte er bei Hann Trier, hier hatte er auch seine ersten Ausstellungen und fand relativ früh Beachtung durch die Nationalgalerie, von hier ging seine Kunst weiter in die Welt." (Jörn Merkert)
In Kooperation mit der Berlinischen Galerie und dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck stellt das Lindenau-Museum das noch nie in diesem Umfang und in dieser Ausschließlichkeit gezeigte frühe zeichnerische Werk Marwans vor. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.