2014

Gerhard-Altenbourg-Preis 2014 Olaf Holzapfel: Die Technik des Landes

Seit 1998 vergibt ein vom Lindenau-Museum berufenes Kuratorium alle zwei Jahre den Gerhard-Altenbourg-Preis. Olaf Holzapfel ist der erste Künstler einer mittleren Generation, der mit dem Gerhard-Altenbourg-Preis geehrt wird. Dr. Jennifer Allen beschreibt ihn im Katalog zur Ausstellung als einen "teilnehmenden Produzenten". Das heißt, Holzapfel erforscht nicht nur lokale Techniken, das Bild-Wissen von Regionen und Städten, sondern er übersetzt diese, oft in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern, in die bildende Kunst. Das Land als Motiv beschäftigt Holzapfel seit einigen Jahren, es steht für das außen liegende, das allgemeine andere, weniger fokussierte, dafür eigenwillige Terrain. Hier kann das Nachdenken über das Land, die Peripherie, als spiegelbildliche Reflexion zur Stadt gelesen werden.

Holzapfels Ausstellung "Die Technik des Landes" zeigt Fachwerkkonstruktionen, Bilder aus Stroh und Heu sowie zwei Filme über den Fachwerkbau. Die als "Lichtbilder" betitelten Wandobjekte aus miteinander verwobenen Heu-Seilen sind eine Adaption von Bauernritualen aus Niederschlesien. Für den Außenraum des Lindenau-Museums hat Olaf Holzapfel auf der Teehauswiese eine Holzkonstruktion, genannt "Holländische Mühlen", entworfen und mit Handwerkern aus dem Altenburger Land gebaut. Die Strohbilder spiegeln die Bedeutung eines universellen Materials wider. In Asien beschreibt dies ähnliche Bedeutungen des Lichts und der Ernte wie in Europa.

Die gezeigten Arbeiten bilden einen Kosmos, in dem sich das "Natürliche" mit dem "Konstruierten" trifft. Dabei wird deutlich, wie das vermeintliche Zentrum (etwa einer städtischen Architektur) immer auch auf den Techniken aus der Peripherie beruht. Um genau diese Übersetzungsarbeit, das Untersuchen bestimmter Raumkonzepte in ihrer formalen Qualität sowie ihrer lokalen Bedingtheit, geht es Holzapfel.

In verschiedenen Regionen konnte der Künstler lokale Produzenten überzeugen, aus ihren Traditionen mit ihm gemeinsam Kunst-Dinge herzustellen, etwa eine Holzkonstruktion, die kein Haus wird, sondern eine Skulptur, Stroh und Heu nicht als Baumaterial oder Dekor, sondern als Reflexionen auf Malerei und Abstraktion. Gelöst aus ihren funktionalen Zusammenhängen stellen "die Techniken des Landes" die Eigenschaften der Materie aus, die ihnen innewohnenden Handlungen, das Wissen, die Erinnerungen und deren lokale Ursprünge.

Der Gerhard-Altenbourg-Preis wird gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Altenburger Land und vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Venezianische Reflexionen Eitemperabilder, Pastelle, Gouachen, Federzeichnungen und Malerbücher von Friedrich Danielis

Friedrich Danielis, 1944 geboren in Bad Reichenhall, lebt und arbeitet seit 1985 in New York, Venedig und Wien. Zuvor verbrachte er viele Jahre in London. Als Künstler Autodidakt widmet er sich dem Schreiben und Malen gleichermaßen, schuf aber auch Bühnenbilder, Kostüme und Masken für Opernproduktionen. Danielis' Verbindungen zu Literatur und Musik sind eng. Sie spiegeln sich in seinen zwanzig Malerbüchern wider, aber auch in Werktiteln und Texten. Komponisten wie der Österreicher Wolfgang Florey haben sich von Danielis' Bildern zu Kompositionen anregen lassen, umgekehrt nimmt der Maler Musikalisches auf: Haydns Schöpfung, die Lieder Franz Schuberts spielen eine Rolle, die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, aber auch Gustav Mahler.

Die Ausstellung konzentriert sich auf die in Venedig entstandenen Werke des Künstlers, einige Arbeiten waren noch nie ausgestellt. Danielis arbeitet außer in Pastell und Gouache auch in Eitempera, ausschließlich bei natürlichem Licht. Er zählt zu den Künstlern, die ihre Farben selbst herstellen – so, wie dies im Mittelalter der Fall war, bei den Malern der frühitalienischen Tafelbilder in der Sammlung des Lindenau-Museums zum Beispiel. Mit diesen religiösen Gemälden, die fast sämtlich Fragmente aus größeren Altarzusammenhängen sind, verbindet Friedrich Danielis die Vorliebe für mehrteilige Arbeiten: vom kleinformatigen Diptychon bis hin zu dem neunteiligen Polyptychon "Mitten im Rand", das in der Ausstellung zu sehen ist.

Danielis ist ein internationaler Künstler, nicht nur durch das Unterwegssein zwischen Italien, Österreich und den USA. Der Gedanke für sein Malerbuch "Working at Krut (and visiting Lovis)", ein Leporello, entstand in Venedig. Es wurde in Johannesburg bei David Krut (dem Verleger von William Kentridge) gedruckt und in Wien gebunden.

In der Liebe zur unerschöpflichen Welt der Literatur und der Malerei (Tiepolo, Tizian, Carpaccio tauchen auf), aber auch dem handgeschriebenen Buch, erweist sich die Verwandtschaft von Friedrich Danielis mit Gerhard Altenbourg, der ebenfalls eine Reihe von Malerbüchern mit eigenen Texten und Zeichnungen geschaffen hat.

In seinen farbigen Arbeiten feiert Danielis die Schönheit, aber auch Licht und Wasser in Venedig. Neben Werke in kräftigen, leuchtenden Farben treten zarte, zurückgenommene klassische Federzeichnungen. Über Venedig schreibt Danielis: "Wer aber in der Kunst zu Hause sein kann oder will, findet hier den Raum, in dem es sich leben lässt. Und arbeiten, bis auf weiteres." Und: "Venedig leben: Wenn ein Erdenbürger wie unsereins nach unten blickt und den Himmel sieht, muss er in Venedig gelandet sein. Das ist ein Glück, denn nirgendwo sonst ist das Dasein so in die ewig wechselnde, ewig widerspiegelnde Form des Wassers gehüllt, das die Sterne, die Wolken, das Licht verdoppelt und doppelt wirksam, verführerisch leuchten läßt."

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

"Immer das alte Lied, kleine Minna" Martin Disler und Gerhard Altenbourg – Köpfe und "stories", Zeichnungen und Lithographien

Im September 2014 erhielt das Lindenau-Museum eine Schenkung aus süddeutschem Privatbesitz von vier Zeichnungen des Schweizers Martin Disler (1949–1996). Den Verbindungslinien zwischen ihm und Gerhard Altenbourg (1926–1989) war 2013 "Altenbourg im Dialog I" gewidmet. Ausstellung und Katalog bildeten den Anlass für das Sammlerpaar, Martin Dislers "Kopf" (1986) und drei Aquarelle mit Figurenszenen aus demselben Jahr dem Lindenau-Museum zu schenken.

Martin Disler zählt zu den Schweizer Künstlern, die in den 1980er Jahren auch international sehr bekannt wurden. Die Präsentation seiner vier Zeichnungen ist verbunden mit einer Auswahl von knapp 20 Zeichnungen und Lithographien Gerhard Altenbourgs. Im Fokus stehen Köpfe und Figuren.
Martin Disler beschäftigte sich in seinem Werk vielfach mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Paaren, Köpfen. Am Ende seines Lebens malte er eine Reihe von Selbstbildnissen. Disler sagte über seine Figuren: "Meine Figuren müssen Träger des Menschen sein mit seiner Zwiespältigkeit: der Aggression und der absoluten Zärtlichkeit."
Dislers Darstellungen sind eher düster, sein "Kopf" fast gänzlich in Schwarz gehalten, die Figuren auf den Aquarellen nicht klar von einander unterscheidbar. In das Schwarz sind nur wenige Striche in Rosa, Weiß oder Blau gemischt. Die Szenen deuten eher auf Auseinandersetzungen als auf freundschaftliche Begegnungen hin.

Gerhard Altenbourg beschränkt sich in den Lithographien oft auf schwarze Umrisslinien und wenige Flächen, doch gibt es auch überraschend farbige Steindrucke. Die zwei großen, dichten Zeichnungen "Ah –, dieser Abend; Traum und Stirnauge: wieso" aus dem Jahr 1988 und "steigt auf ein Riesenhaupt" von 1981 zeigen die Vielfalt der von Altenbourg verwendeten Zeichenmaterialien und seinen ausgeprägten Sinn für eine fein abgestufte Farbigkeit.

Das andere Griechenland Fotografien von Herbert List (1903–1975) und Walter Hege (1893–1955) in Korrespondenz zu Gipsabgüssen antiker Plastik

Die Ausstellung zeigt etwa 100 Schwarz-Weiß-Fotografien von Herbert List und Walter Hege, den bedeutendsten deutschen Griechenland-Fotografen des 20. Jahrhunderts. Die Aufnahmen stammen aus den 1930er Jahren, mit wenigen Ausnahmen aus den frühen 1950er Jahren. Etwa 70 Vintage prints stammen aus der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums, ohne dessen großzügige Unterstützung diese Ausstellung nicht hätte realisiert werden können. Die Aufnahmen zeigen die unterschiedlichen Auffassungen beider Fotografen: Walter Hege bot mit seinen systematischen Fototouren dem Betrachter virtuelle Rundgänge durch die antiken Ruinenstätten. Herbert List, der "Flaneur mit der Kamera", komponierte Stillleben, bezog das Magische und Surreale ein und inszenierte das Phänomen des griechischen Lichts. Beide fotografierten auch antike Reliefs, beispielsweise den Parthenonfries, und Plastiken.
List und Hege führen uns an die berühmten antiken Stätten wie Delphi, Korinth, nach Olympia und auf die Akropolis, aber auch nach Sounion und auf die Insel Delos.

Walter Hege nahm die Tempel auf der Akropolis auf, aber auch berühmte griechische Plastiken wie den Wagenlenker von Delphi, den Hermes des Praxiteles in Olympia oder den Kalbträger, ein um 580 v. Chr. entstandenes Weihgeschenk von der Akropolis. Bevor Hege nach Athen reiste, studierte er Aufnahmewinkel und Entfernung anhand der Gipsabgüsse in Berlin. Herbert List hatte eine Vorliebe für Torsi und inszenierte männliche Körper wie Skulpturen und umgekehrt. Die Fotografien werden mit Gipsabgüssen von Skulpturen und Reliefs aus der Museumssammlung kombiniert.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Aufnahmen von Herbert List. Neben Ansichten der Akropolis, des Erechtheions und des Parthenon finden sich Sonnenuntergänge, Stillleben, Tavernen am Strand, aber auch seine surrealistischen Fotografien sind einbezogen. Zehn Fotografien entstammen der Serie "Der Geist des Lykabettos". Ausgestellt sind zudem List-Ikonen wie das Goldfischglas in Santorin, der Oktopus in Korfu oder die Gläser auf einem Tisch unterhalb des Poseidontempels in Sounion.
Von einigen Negativen, die sich im List-Archiv des Münchner Stadtmuseums befinden, wurden vom Herbert List Estate, Hamburg, eigens für die Ausstellung Neuabzüge hergestellt. Die Schau konnte zudem um wichtige Aufnahmen Walter Heges aus dem Stadtmuseum Naumburg ergänzt werden.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Asien in Altenburg Bernhard August von Lindenaus "chinesische Schätze"

Bereits 1829 verfügte der Astronom, Staatsmann und Förderer der schönen Künste Bernhard August von Lindenau (1779–1854) über eine ansehnliche Sammlung ostasiatischer Kunstwerke. In Gotha, am Hof der Herzöge Ernst und August, war er mit der Kultur des Fernen Ostens in Berührung gekommen. In der Gothaer Sternwarte kamen überdies die berühmten Reisewerke der Zeit an, um von Franz Xaver von Zach (1754–1832) bzw. von Lindenau in der Zeitschrift "Monatliche Correspondenz" rezensiert zu werden.

Lindenau selbst besaß wertvolle geographische Bücher und Atlanten, die sich zum Teil noch heute in der Kunstbibliothek des Lindenau-Museums in der Abteilung "Geschichte u. Geographie mit ihren Hilfswissenschaften" befinden. Seine reiche Sammlung an Porzellan, Gemälden, Zeichnungen und Kleinplastiken aus Ostasien übergab Lindenau 1845 der herzoglichen Rüstkammer seiner Heimatstadt Altenburg, um Raum für seine Antiken- und Renaissancesammlungen zu schaffen. Als Teil der Lindenau-Zachschen Stiftung befindet sie sich heute im Altenburger Schloss- und Spielkartenmuseum.

Zum ersten Mal, fast 170 Jahre nach ihrer Trennung, werden Lindenaus Bücher und Teile seiner ostasiatischen Sammlungen in einer Kooperation zwischen Lindenau-Museum und Schloss- und Spielkartenmuseum präsentiert.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Erzgebirge, Hügel-Grund, Artemis-Land Altenbourgs Landschaften

Das Lindenau-Museum bewahrt den weltweit größten Werkbestand von Gerhard Altenbourg und fühlt sich der Pflege seines Werkes in besonderer Weise verpflichtet. Zum 25. Todestag des Künstlers widmet ihm das Lindenau-Museum eine umfassende Schau mit Arbeiten aus allen Schaffensphasen und in allen Techniken: Bleistift- und Kohlezeichnungen, dunkle, aber auch leuchtende Aquarelle, farbenfrohe wie zurückhaltende Mischtechniken, lichte Lithographien, subtile Holzschnitte, zum Teil kombiniert mit den dazu gehörigen Druckstöcken, zarte Radierungen und Künstlerbücher.

In der Ausstellung treten neben Arbeiten aus dem Museumsbestand und dem von der Stiftung Gerhard Altenbourg betreuten Nachlass zahlreiche Werke aus Privatbesitz, die sonst den Augen der Öffentlichkeit verborgen sind. So bietet die Schau mit fast 120 Werken einen spannenden und vielseitigen Querschnitt durch das landschaftliche Œuvre eines der bedeutendsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der noch immer viele Überraschungen und Entdeckungen bereit hält.

Der mit Gerhard Altenbourg befreundete Schriftsteller Erhart Kästner (1904–1974) nannte den Künstler einen "James Joyce der Landschaftsmalerei". Er bezog sich darauf, dass für Altenbourg die Landschaft nicht der exakt bestimmbare Ort war, sondern Sinnbild für Werden und Vergehen. Das Un(ter)bewusste spielt eine Rolle. Es sind auch "Seelenlandschaften": Hügel und Täler, Bergzüge und Flüsse, Bäume – vor allem die geliebte Pappel – und Gesträuch sind eingebunden in das Gewebe der Linien, Striche und Farben.
Der Blick des Künstlers gilt nicht allein dem Sichtbaren in der Landschaft. Er macht sie sichtbar bis in das Geflecht des Wurzelwerkes hinab, bis in die geologischen Schichtungen und Schnitte. Oft sind Figuren in die Landschaft eingebettet oder es entstehen "Kopf-Landschaften".
"Altenbourgs Revier" war die Umgebung von Altenburg, das thüringische Hügelland, das sich für ihn aber auch mit Gestalten der griechischen Mythologie verband: Artemis-Land und Pan-Wiesen oder "Wald minotaurisch", wie es in einem Gedicht im Künstlerbuch "In den Hebrosfluß hinab" aus dem Jahr 1963 heißt. Bleistiftzeichnungen von Bäumen und eine Lithographie mit einer Landschaft stehen Ende der 1940er Jahre am Beginn von Altenbourgs künstlerischem Schaffen; Landschaften machen einen großen Teil seines Œuvres – neben den Figurenszenen und Köpfen – aus.

Zur Ausstellung ist ein Katalog von 240 Seiten mit über 100 Abbildungen erschienen.

Altenbourg im Dialog II Werner Heldt (1904–1954)

Die Ausstellung zeigt etwa 50 Werke von Werner Heldt, vornehmlich Arbeiten auf Papier. Heldt zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. Berühmt wurde er vor allem durch seine Berlin-Bilder, die Fenster-Stillleben und "imaginäre Interieurs". Unter dem Titel "Berlin am Meer" entstand eine ganze Serie von Gemälden und Zeichnungen. 2014 jährt sich Heldts Todestag zum 60. Mal, sein 110. Geburtstag wäre zu begehen.

Die Werke Altenbourgs und Heldts sind sehr unterschiedlich, dennoch gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen den Künstlern: Beide wuchsen in einem streng religiösen Elternhaus auf und hatten in jungen Jahren einschneidende Verlusterfahrungen durch den Tod geliebter Menschen zu verarbeiten. Sie schrieben Gedichte, Prosa und Tagebuch und dachten über Tod, Traum und Religion nach. Von Altenbourg selbst aufgezeigte Verbindungslinien gibt es über die Dichter Erhart Kästner (1904–1974) und Erich Arendt (1903–1984). Beide schrieben über Heldt, mit beiden war Altenbourg befreundet.

Gerhard Altenbourg schätzte Heldt sehr, sah bereits 1949 und 1951 erste Werke des Malers in Weimar und Berlin und kaufte in den 1970er und 1980er Jahren acht Zeichnungen. Eine Kohlezeichnung, die Altenbourg besaß, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie das Tischstillleben aus der Sammlung Wormland, heute in der Pinakothek der Moderne, München. Altenbourg sah es 1951 bei dem Galeristen Rudolf Springer in Berlin.

Es gilt, Werner Heldt, der seit der Retrospektive 1989/90 in Vergessenheit geraten ist, wiederzuentdecken. Seine Gemälde und Zeichnungen üben einen magischen, zurückgenommenen Reiz aus. Die Ausstellung zeigt aber auch für Heldt eher ungewöhnliche und unbekannte Werke. Hierzu treten ausgewählte Arbeiten Altenbourgs in einen Dialog.

Die Ausstellungsreihe "Altenbourg im Dialog" setzt Werke von Gerhard Altenbourg in Bezug zu denjenigen anderer Künstler – Anreger, Weggefährten, Zeitgenossen. Auch innere Verwandtschaften spielen eine Rolle. Die Künstler müssen sich nicht persönlich begegnet sein. So ergeben sich neue und spannende Perspektiven auf die ausgewählten Arbeiten. Die Ausstellungsreihe lädt dazu ein, sie in einem anderen Kontext und aus einem neuen Blickwinkel heraus zu betrachten.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Die Rückkehr der "Sixtinischen Madonna" nach Altenburg

Seit 45 Jahren war sie verschollen – Louis Castellis Kopie von Raffaels Kultbild der "Sixtinischen Madonna". 1847 schuf der Maler die verkleinerte Kopie des Raffaelschen Kultbildes, das sich seit 1754 in der Dresdner Gemäldegalerie befindet. Bernhard August von Lindenau gab diese Kopie 1847 in Auftrag.

1968/69 verkaufte das Lindenau-Museum 190 von 196 Kopien. Sie stammten vorwiegend aus Lindenaus Besitz. Mit den Gemäldekopien hatte Bernhard August von Lindenau dem Besucher seines Museums einen vollständigen Überblick über die italienische Renaissance und die Barockmalerei geboten. Neben den frühitalienischen Originalen hingen Kopien der kanonischen Meisterwerke von Raffael, Leonardo da Vinci, Correggio und anderen Malern. Daneben standen Gipsabgüsse nach vorbildhaften Plastiken Michelangelos, Donatellos oder Ghibertis.

Castellis Sixtina-Kopie wurde wie die anderen Gemälde in den Staatlichen Kunsthandel der DDR und dann vermutlich nach Belgien verkauft.

2013 tauchten zwei der verschollenen Gemäldekopien aus Lindenaus Sammlung wieder auf: Zuerst eine "Verkündigung an Maria", eine Kopie nach einem Fresko aus dem 14. Jahrhundert in der Kirche Santissima Annunziata in Florenz, die ein unbekannter Maler des 19. Jahrhunderts geschaffen hat.

Durch die Anfrage eines Kollegen und mehr oder minder zufällige Internetrecherchen stieß Museumsdirektorin Dr. Julia M. Nauhaus dann auf die Kopie der "Sixtinischen Madonna" von Louis Castelli (1805–1849), auf deren Keilrahmen sich die Inventarnummer des Lindenau-Museums befindet. Das Gemälde war im Mai des vergangenen Jahres in einem Plauener Auktionshaus angeboten und dort nicht verkauft worden. Als Julia M. Nauhaus im Internet auf die Kopie der "Sixtinischen Madonna" stieß, war jedoch bereits ein halbes Jahr vergangen. Glücklicherweise konnte der Inhaber des Auktionshauses den Kontakt zum neuen Besitzer herstellen.

Nach hartnäckiger Verhandlung und dank der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung München gelang der Rückkauf beider Kopien aus Lindenaus Sammlung.

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Cliché verre reloaded Ein Angriff auf die Zeit

Die Technik des Cliché verre geht zurück bis in die späten 1830er Jahre. Sie verbindet Elemente der Zeichnung, der Radierung und der Fotografie unter Verwendung von Glasplatten und wurde vor allem von französischen Landschaftsmalern wie Camille Corot, Charles-François Daubigny oder Jean-François Millet ausgeübt. Später experimentierten u. a. Pablo Picasso und der Fotograf Brassaï mit der Technik.

Die Leipziger Künstler Vlado und Maria Ondrej haben sich in den letzten Jahren intensiv und experimentell mit dieser kaum mehr bekannten Technik beschäftigt. In Zusammenarbeit mit den Kuratoren Natalie de Ligt und Frank Motz haben sie 15 internationale Künstler und Künstlerinnen in ihr Atelier eingeladen, die sich auf je eigenständige Weise an einer Neubelebung der Technik orientiert haben. Das Spektrum reicht dabei von klassisch bearbeiteten Glasplatten über den Einsatz von Negativfilmen bis hin zu Mehrfachbelichtungen oder der Nutzung von digitalen Medien. Auch Farbe kommt zum Einsatz.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Atelier für Radierung, Leipzig.

Bernhard von Lindenau Stipendium 2013: Pauline Stopp

Der 225. Geburtstag und 150. Todestag des "Gelehrten, Staatsmannes, Menschenfreundes und Förderers der schönen Künste" Bernhard August von Lindenau (1779–1854) im Jahr 2004 war Anlass, ein Kunststipendium zu begründen. Mit dieser Förderung im Sinne des Museumsgründers soll jungen bildenden Künstlern unmittelbar nach Abschluss ihres Studiums eine Chance zu unabhängiger und experimenteller Arbeit und der Präsentation dieser Ergebnisse in einem renommierten Kunstmuseum gegeben werden. Das Stipendium ist mit 10.000 Euro dotiert und mit einem dreimonatigen Studienaufenthalt im Kulturhof Garbisdorf sowie mit einer Ausstellung und einem Katalog im Lindenau-Museum verbunden.

Pauline Stopp (geb. 1989) hat zunächst eine Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin für Graphik in Chemnitz absolviert und damit die Fachhochschulreife erlangt. Nach dem Studium der Gestaltung (B. A.) in der Studienrichtung Textilkunst/Textildesign an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, hat sie nun ein Magisterstudium Bildende Kunst an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Caspar-David-Friedrich-Institut, aufgenommen. Pauline Stopp hat das Kuratorium des Bernhard von Lindenau Stipendiums mit ihren ausdrucksstarken Collagen aus den unterschiedlichsten Materialien und ihrer Vielseitigkeit überzeugt.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Zu Hilfe, zu Hilfe – Restaurierungspaten gesucht Schätze aus den Museumsdepots

Zu den wichtigsten Aufgaben eines Museums gehört es, die oft über Jahrzehnte oder Jahrhunderte zusammengetragenen Kunstwerke zu bewahren. Dies bedeutet, dass die Objekte in einem ihrem Alter gemäßen, ausstellungsfähigen Zustand sein sollten.

Das Lindenau-Museum beherbergt neben den 180 kostbaren auf Holz gemalten Bildern der italienischen Frührenaissance etwa 700 Leinwandgemälde vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Viele davon sind selten oder noch nie gezeigt worden. Nicht etwa deshalb, weil sie uninteressant oder unbedeutend sind, sondern oft müssten sie erst restauriert werden, bevor sie in einer Ausstellung gezeigt werden können.

Schäden an Kunstwerken können vielfältige Ursachen haben: schwankende klimatische Bedingungen, unsachgemäßer Umgang, mechanische Beschädigungen, Schädlingsbefall, Schimmel und anderes.
Das Lindenau-Museum verfügt über 4000 Euro im Jahr für Restaurierung und hat keinen angestellten Gemälderestaurator. Daher ist die Restaurierung der Gemälde bisher nur punktuell durch Beantragung von Mitteln bei Stiftungen und beim Freistaat Thüringen möglich. Hilfreich sind auch Leihgeber, die vor der Ausleihe eines Gemäldes die Restaurierung bezahlen. Dank der seit 2008 bestehenden Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Dresden konnten auch in diesem Jahr zwei Diplomandinnen Gemälde aus dem Lindenau-Museum restaurieren. Hierfür stellt die Hochschule 2500 Euro in Rechnung, da sämtliche technologischen und die Laboruntersuchungen bezahlt werden müssen.

Um in einer neuen Dauerausstellung einen Querschnitt durch die reiche Gemäldesammlung des Museums zeigen zu können, suchen wir Paten, die Geld für die Restaurierungen spenden.
Manchmal sind nur Kleinigkeiten zu tun, das Gemälde zu reinigen, fachgemäß einzurahmen oder Beschädigungen am Rahmen zu beheben. Manchmal sind aber auch aufwendigere Maßnahmen nötig, so bei dem Bildnis unseres Museumsgründers Bernhard August von Lindenau, das Louise Seidler gemalt hat, oder bei einem Gemälde von Jan Brueghel d. J. Manchmal fehlt ein Zierrahmen, um das Gemälde aufhängen zu können – wie bei einem Tondo aus der Werkstatt von Sandro Botticelli.
Auch einige Möbel und zwei Uhren müssen restauriert werden.

Die Ausstellung zeigt sowohl Kunstwerke, für die wir Restaurierungspaten und Spender suchen, als auch in den vergangenen Jahren bereits restaurierte Kunstwerke.
Viele unbekannte Schätze werden aus den Depots des Lindenau-Museums nun ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, viele Paten gebraucht. Jeder Beitrag ist überaus willkommen!

Genauere Informationen zur Spendenaktion auf der Seite Restaurierungspaten gesucht